Heute steht die gestern gebuchte Bustour zum Grand Canyon an. Sehr schön! Also standen wir pünktlich um 6.15 Uhr vor unserem Hotel und Überraschung: Der nette Tour-Verkäufer holt uns doch
tatsächlich mit seinem Privatwagen ab! Erläutert lächelnd, dass er so sicherstellen kann, uns wohlbehalten im richtigen Bus zu wissen.
Zunächst glücklich, dass wir hier die besten Plätze im Bus für uns einnehmen konnten, mussten wir dann realisieren, dass dieser Bus nur ein Sammelbus zum Hauptquartier des Veranstalters war. Wir
würden nach dem Einchecken um einen zentralen Frühstückstresen geleitet, mit einem Becher Kaffee und einer „Danish-Roll“ (pappiges Teigstück mit undefinierbarer Füllung) bestiegen wir dann den
für die gebuchte Tour richtigen Bus. Auf der Brust eines jeden Reisenden pappte ein gelber Aufkleber mit einer handgeschriebenen „4“. Wir sollten den Aufkleber den ganzen Tag tragen, so wüssten
wir unterwegs nach Stopps mittels Kontrollblick sofort, ob wir uns im richtigen Gefährt befinden, erklärte uns der Busfahrer. Früher hat er Schulbusse chauffiert, einige Gewohnheiten aus
dieser Zeit haben sich wohl fest installiert. So oft bin ich während eines Tages noch nie mitgezählt worden, der Mann checkte von vorne nach hinten zählend, nochmals von hinten nach vorn, immer
hatte er einen handbeschriebenen Block in der Hand wenn wir ausstiegen: Ein gelber Sticker darauf, eine „4“ gemalt, Uhrzeit der Abfahrt daneben geschrieben. Der Mann muss schon viel erlebt haben
mit Schulkindern und Touristen…
Vier Stunden im Bus, dann waren wir endlich angekommen. Aha. Nichts zu sehen vom Valley. „Da lang“, deutete unser Fahrer mit ausgestrecktem Arm, sein Schildchen vor der Brust.
„W O W !!!“ Entfuhr es uns beiden, als wir, perfekt platziert, einen von der linken bis zur rechten Horizontlinie reichenden Grand Canyon vor uns sahen. Gewaltig die Schlucht, breit, zerklüftet,
diese Landschaft völlig beherrschend lag es vor uns, dieses Naturwunder. Tief unten sahen wir den Verursacher dieser gigantischen Geländeveränderung. Der Colorado River floss da unten ganz klein
und fast unscheinbar in seinem jetzigen Bett. Kopfschüttelnd standen wir da, kaum in der Lage, die Ausmaße zu begreifen, sahen wir doch an dieser Stelle nur einen Ausschnitt des Ganzen. Alle
Fotos, die wir schon gesehen haben, auch die Dokumentationen im TV, waren nicht annähernd in der Lage, uns auf dieses Naturschauspiel vorzubereiten. Natürlich haben wir auch etliche Fotos
gemacht. Auch bei den unseren wird es nicht besser sein, diesen Ort kann man nur wirklich sehen, wenn man direkt dort steht. Den Weg in unser Herz und in unser Hirn hat dieses gewaltige Stück
Natur genommen. Nicht fähig, die Umgebung gut zu beschreiben, lasse ich es lieber. Statt dessen wünsche ich mir diejenigen hierher, die unser Reisetagebuch lesen. Hat jemand von Euch Worte für
diese Landschaft? Helft uns, gern würden wir eure Erfahrungen und Beschreibungen kennenlernen.
Nach zwei Stopps, natürlich unterschiedlichen Blickwinkeln in den Canyon, einem kurzen musealen Ausflug in die Ursprünge der erfolgreichen Gästeversorgung in den USA ging es dann schon wieder
vier Stunden zurück mit dem Bus.
Bei unserer Pause auf der Rückfahrt hatte ich noch einen Schnack mit amerikanischen Kopfgeldjägern, einigen kernigen Typen, ausgestattet mit allem was so dazugehört (Handschellen, Pistole im
Halfter am Gürtel, breitem Stand und ebenso breitem Grinsen). Wikipedia hat mich dann über Rechte und Pflichten dieses Berufsstandes aufgeklärt, hier führte es entschieden zu weit.
Als wir abends ins Hotel zurückkehrten, setzte Frust ein: Kein Abendessen mehr im Hotelrestaurant. Unfreundlich, mit einem „Basta!“ im Ausdruck, wurden wir abgewiesen. Groggy wie wir waren, sind
wir nicht mehr losmarschiert, haben uns mit den restlichen Macadamia-Nüssen und ein paar Keksen zufrieden gegeben und sind ein wenig maulig sehr schnell eingeschlafen.
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