Bevor wir diese gastfreundliche Stadt Richtung Las Vegas verlassen, gönnen wir uns ein Frühstück. Unter einem ganz besonderen Tor hindurch geht es zum Parkplatz hinterm Haus. Der Bogen hat sich
einmal vor vielen Jahren in Las Vegas befunden, fiel dort Baumaßnahmen beinahe zum Opfer. Für kleines Geld kam er nach Beatty und ziert nun mit seinem 1950er Jahre Charme den Ort.
Der Highway zog sich hin, wechselnde Landschaften, tanken und rasten auf einer Tankstelle, von der wir beobachtet haben, wie unbemannte militärische Drohnen ihre Übungsbahnen zogen. Dank der
Geschwindigkeitsautomatik gleiten wir mit allen anderen Fahrern Las Vegas entgegen. Alle nur ein bisschen drüber, wirklich nur zwei bis drei Meilen.
Das Navi leitet uns in und durch die Stadt. Eine grobe Stadtarchitektur, mit kleinen und größeren Unternehmen durchsetzt. Randgebiet wie wohl fast überall. Die Straßen wurden kaum schmaler, wir
befanden uns aber bei der Einfahrt auf den Hotelparkplatz nur 300 Meter vom Strip. Vierspurig.
Klar, gleich wieder los, natürlich, unser Spaziergang steht an. Diesmal schlendern wir über eine weltbekannte Straße. Wir waren nachmittags auf den Strip, heiß war es. Bei einem Reiseanbieter
haben wir dann für den morgigen Tag den Trip zum Grand Canyon gebucht. Und dann haben wir diese Straße angesehen! Wir mussten die Köpfe in den Nacken legen, um die Namen der Hotels lesen zu
können, so hoch sind sie, themenbezogen schinden sie gegenseitig um Eindruck. Menschen drängen sich aneinander vorbei, einzelne Attraktionen ziehen auch unsere Aufmerksamkeit auf sich: Ein
Brunnen, seine aus einer Wasserfläche aufsteigenden Wasserstrahlen tanzen zu den Klängen von Musik. Feine Wassertropfen bilden manchmal einen feinen Nebel. Ein Gondoliere schmettert
mikrofonverstärkt auf einer venezianischen Gondel „O Sole mio“. Das ganze findet in einem künstlichen Kanal statt, so können auch Gäste für gut gezahltes Geld ein wenig beim Marketing helfen.
Ein Gebäude ist mir besonders aufgefallen: Ein, so schien es, mit Gold bedampfter Monolith, viele Geschosse hoch, freistehend, konsequent in der Mittelachse des Strips gelegen. Selbst aus großer
Entfernung war der darauf befindliche Name noch gut zu lesen: „TRUMP“ prangte deutlich und unübersehbar oben links an der Fassade. Solche Zeichen der persönlichen Macht und „Größe“ kenne ich
sonst nur aus mir eher unangenehmen Regimen.
Straßenkreuzungen überwindet der Fußgänger mittels Rolltreppen oberhalb des Verkehrs. Riesige Flachbildschirme locken mit gestochen scharfen Bildern trotz starker Sonne mit eigens komponierten
Clips witzig und gekonnt für Mode oder Shows in einem der Hotels. Natürlich geht es hier ums Spielen. Jeder denkbare Platz ist in großen ebenerdigen Hallen mit Spielgerät ausgestattet. Es ist
kein Sitzplatz ohne Gerät zu finden, nicht mal an der Bar. Die Preise sind in diesen klimatisierten Spielhöllen gesalzen. Nach etlichen Metern hatten wir dann keine Lust mehr. Also gedreht, im
Hotel ein wenig ausgeruht und wieder los. Klar, dieses Wunderland der Verkaufstechnik für verlustreiche Spieleinsätze müssen wir im Zustand seiner größten Wirksamkeit begucken.
„KOMM HER! DU WIRST DER GLÜCKLICHE SEIN! HIER KOMMST DU AUS DEM STAUNEN NICHT MEHR HERAUS! DU BIST DER EINZIGE DER HIER NOCH FEHLT!“ So schrie es uns mit Lichtern, Aktionen auf dem Bürgersteig,
Zettelverteilern, Kleinkünstlern, Essengerüchen, hingehaltenen Proben, freundlich winkenden Angestellten entgegen. Alle Sinne wurden mit Reizen geflutet. Menschen überall, natürlich wollten die
Bettelnden auch ein Stück vom großen Geldkuchen. An vielen strategisch sinnvollen Plätzen saßen sie, oder schliefen eingerollt um ihre Habe. Irgendwann haben Petra und ich uns nur stumm
angesehen, ein Nicken des Kopfes Richtung Hotel, an die Hand genommen und gedreht. Die Spareribs, an einem hinteren Tisch in einem Restaurant gegessen, waren nicht nur gut, sie boten uns auch
einen Moment ohne übermäßigen Reizüberfluss.
Wir haben uns dann noch zwei Wasser-Shows vor den Hotels angesehen, schön war’s, der Wassernebel und die Wasserstrahlen leuchteten nun auch farbig. Diesen Abend waren wir froh, als wir die Schuhe
endlich abstreifen konnten.
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