Carmel by the Sea ist ein wirklich hübsches Städtchen, hier haben sich vor vielen Jahren einige Künstler niedergelassen, den Ort durch spezielle Architektur und andere Sichtweisen mit geprägt.
Der Dichter Robinson Jeffers hat sich hier Anfang des 20. Jahrhunderts ein recht großes Stück Land gekauft, ein Erbe dafür eingesetzt. Einsamkeit und Naturnähe waren es, die ihn an diesem Ort zu
der Idee führten, für seine große Liebe, seine gerade von einem Fotographen geschiedene Frau, ein Haus aus dem Material der Küste zu bauen. Von einem befreundeten Steinmetz hat er sich den Umgang
mit diesem Material zeigen lassen und angefangen, die großen Steine vom vor dem Haus gelegenen Ufer hinaufzuwuchten. Wenn er nicht gerade schrieb, hat er mit Stein gearbeitet, mitgeteilt, dass
die Steine ihm eine Vorstellung von Ewigkeit vermittelten. Er fing an, sich für Naturzusammenhänge zu interessieren, designte das Haus so, dass aus jeder bequemen Sitz- oder Liegeposition die
Küste, die Wellen, der Sonnenuntergang zu sehen waren. Das Ehepaar Jeffers hat wunderbare Jahrzehnte hier verbracht, aus jedem Winkel des Hauses sprach die große Liebe dieser Menschen zueinander.
Freunden des Paars war es daran gelegen, den Jeffers’ steinerne Zeugnisse der Welt zu schenken. Obsidian wurde mitgebracht und verarbeitet, es findet sich ein von den Ägyptern behauener Stein der
Cheops-Pyramide, Artefakte von Maya-Tempeln, auch aus Pompeji wurden Steine so in das Ensemble integriert, dass das Auge ständig an kleinen Besonderheiten hängen bleiben konnte.
Eine sehr große Freude hat er ihr, seiner geliebten Frau, gemacht: Angelehnt an den ursprünglichen Gedanken, ein Gebäude, wie es an den wilden Küsten Englands stehen könnte, zu bauen, hat er ihr
einen Turm errichtet. Mit einer Geheimtreppe im Inneren, einem Rückzugsraum für sie, die sich so gern mit den religiösen Denk- und Lebensweisen fremder Kulturen beschäftigte, auch einem Platz, an
dem sie musizieren oder ruhen konnte. Für sich hat er einen Ausguck auf der obersten Ebene des Turms gebaut, fast jeden Abend hat er hier verbracht, um die Schönheit des Sternenhimmels auf sich
wirken zu lassen.
Robinson Jeffers eckte an bei seinen Zeitgenossen, wurde kritisch gesehen, da er den Unsinn des Krieges anprangerte. Er verlor seine Reputation, blieb bei seinen Aussagen, verlor fast sein
gesamtes Vermögen, war gezwungen, von seinem Land den größten Teil zu verkaufen. Später, als die Leser ihn besser verstanden – eine kleine, für ihn eintretende Fangemeinde stand immer hinter ihm
– ging es wieder bergauf mit den Einkünften. Dennoch war die Unterstützung seiner Freunde notwendig, das mittlerweile stark (immer mit der Kraft der eigenen Hände) erweiterte Haus für die
Nachwelt zu retten. Erst nach Gründung eines Fonds zur Rettung des Anwesens konnte es gesichert werden. Bis heute sind ehrenamtliche Jefferson-Bewunderer diejenigen, die die literarische und auch
die handwerkliche Kunst der Jeffers’ schützen und bewahren.
Nach diesem kulturellen Ausflug ging es dann weiter auf dem Highway No. 1. Wunderbare Küstenabschnitte, beeindruckende Steilküsten, gigantische Surferwellen, rasend schnelle Kite-Boarder, überall
Staunenswertes. Dann: Nix geht mehr, nein das Haus vom Zeitungsmogul Hearst werden wir wohl nicht mehr erreichen. Keine Ankündigung an diesem Highway, dass die Straße aufgrund einer eingestürzten
Brücke nicht zu befahren sei! Wir haben alle Möglichkeiten gecheckt, kamen dann zu dem unschönen Ergebnis, dass wir den ganzen bisher gefahrenen Weg zurück müssen, immerhin ca. 45 Meilen, 60 km.
Dann auf einen anderen Highway, die No. 101. Uncool. Neue Pläne mussten her, am Straßenrand dann die Entscheidung, neue Wege zu gehen, ggfs. am Ende der Kalifornien-Fahrt das Hearst-Castle
anzusehen. Also: Wir fahren so lange wir Lust haben, machen Pause, wo auch immer. Das Kaff heißt King City.
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