Eis kalt und eiskalt

Bislang haben wir immer gute Erfahrungen gemacht, wenn wir uns einem lokalen Busunternehmen anvertraut haben, um die Großstadt kennenzulernen. So war es auch hier. Die professionellen Stadtführungen bieten im Allgemeinen einen Audioguide an, den Knopf im Ohr bekommt man beim Entern des Busses. Für 48 Stunden haben wir unser Ticket erworben, so bleibt uns Zeit, an interessanten Stellen das HopOn-HopOff-Angebot zu nutzen. Die Busse fahren hier in der Stadt regelmäßig die Touri-Abladeplätze an, etwa alle halbe Stunde. 
Wir haben uns entschieden, die erste Tour an der Golden Gate Bridge zu beenden, um Sausalito und die Brückengeschichte – und natürlich auch einige Fotos – gleich mitzunehmen. Diese uns aus vielen Bildern schon bekannte Brücke tatsächlich zu überfahren, ist schon ein spezielles Erlebnis für uns gewesen. Hochzublicken, die mächtigen Stahlkabel zu sehen, auch zu erfassen, welche Ingenieurleistung hinter diesem Projekt steht, hat uns schwer beeindruckt. Bei einer Pause standen wir dann und blickten von unten – wir waren fast auf Höhe des Wasserspiegels – unter die Brücke. Wir mussten ganz schön hochschauen, die schiere Größe der Konstruktion habe ich erst hier ein wenig besser erfasst. Kein Wunder, dass sie sich zu dem Wahrzeichen der Stadt entwickelt hat. 

Weiter ging es Richtung Sausalito. Hier wohnen die Reichen und Schönen, wurde uns im Bus erklärt, auch wo man sich ein leckeres Eis holen könne, wie gut die Restaurants seien, dass hier Kunst angeboten würde – na gut, wir steigen ja schon aus!

Sausalito hat seinen eigenen Zauber, wir jedenfalls fanden uns in einem kleinen, am steilen Hang gelegenen Städtchen wieder. Wir schlenderten die Hauptstraße entlang, beguckten und bestaunten auch die Auslagen. Nichts für unseren Geldbeutel dabei, auch die Größen der angebotenen Murano-Kronleuchter passten nicht so unbedingt in unsere Wohnung. Da ein Eis aber fast immer geht, haben wir uns mit einem solchen (Sea Salt Caramel – sooo gut!) versorgt und unsere Zeit dort mit einem Spaziergang am Yachthafen beendet. Petra hat zwischendurch einen Candy-Laden entdeckt, weiche, saftige Kaubonbons in allen Geschmacksrichtungen – der Besuch solcher Läden wird uns durch Kalifornien begleiten ;-). 

Der Bus kam dann auch pünktlich, wir fuhren den nördlichen Teil der Route und dann nochmals über die schöne Golden Gate Bridge. Unser Fahrer, ein sehr sympathischer Mann, gab uns dann noch etwas zu denken mit auf den Weg. Er berichtete von den vielen Selbstmördern, welche sich von der Brücke stürzen. 2016 allein waren es 44 Menschen, die hier den Tod suchten und wohl auch fanden. Maßnahmen, die dazu führen, dass die Springer in Netzen landen, wurden aus ästhetischen Gründen abgelehnt. Man hat zwei Telefone auf der Brücke installiert, ein seelsorgerisches Telefonat hat jedoch die Springer der letzten Jahre nicht interessiert oder abhalten können.

Ein Gerät, welches die schöne Brücke offenbar nicht verschandelt, den Verkehrsfluss aber in rettende Bahnen lenkt, haben die Verkehrsplaner dann aber doch installiert: Ein Fahrzeug welches in der Lage ist, die dreispurige Brücke so mittels Betonbarrieren aufzuteilen, dass mal zwei Fahrspuren in die eine, dann wieder in die andere Richtung laufen zu lassen. Mittels Technik werden die schweren Blöcke einfach während der Verkehr läuft um eine Fahrbahnbreite versetzt. Das Gefährt hat natürlich zwei Fahrerkabinen, eine an jedem Ende. Und so fahren dann zwei Hauptamtliche den ganzen lieben Tag hin und her, versetzen Betonbarrieren und melden sicher auch dann und wann, wenn mal wieder einer gesprungen ist...

Ein interessante Geschichte, was alles geht, wenn man nur will, zeigt der Golden Gate Park. Ein wahres Wunder der Gartenkunst hat hier seinen Platz. Ehemals ein unbefestigtes Stück Land, sandig, kaum bewachsen, der Erosion komplett ausgeliefert, sollte hier von einem einzelnen Mann so hergerichtet werden, dass die Probleme der wandernden Sandberge in den Griff zu bekommen waren. Bebaubar sollte diese Region werden. Generalstabmäßig  geplant und unter Zuhilfenahme von vielen Arbeitern ließ er zunächst Gerste und Lupinen anbauen, diese festigten den Boden durch ihre Wurzeln und hielten die Krume fest. Später kamen niedriges Buschwerk, noch später viele Bäume, künstliche Wasserläufe und Weiteres hinzu. Der Park gilt heute als einer der größten innerstädtischen Parks. Sein Planer und Schöpfer hat bis zu seinem Tod an diesem Werk gearbeitet, als Beamter auf Lebenszeit.

Wir haben so viel Zeit mit Staunen und Laufen verbracht, dass uns tatsächlich der eingesetzte Rescue-Bus bis zu unserem Startpunkt zurückgefahren hat. Wir wollten ja noch weiter, die Abendtour um 18.00 Uhr wollten wir auf jeden Fall heute noch mitnehmen. War ein Fehler!  Kaum hatten wir den Bus bestiegen, fiel die Sonne hinter den Horizont und nichts wärmte uns, die wir auf dem Oberdeck des offenen Doppeldeckers saßen. Wir haben so gefroren, dass uns kaum etwas in Erinnerung geblieben ist. Merke, lieber San Francisco Besucher: Abends lohnt warme Kleidung im März….

Aufgewärmt haben wir uns dann langsam wieder am Pier 39. Windgeschützt in einer Kneipe, eine heiße „Clam chowder“ im Brotlaib, eine ordentliche Portion Pasta mit Shrimps und ein Bier später ging es dann wieder zurück in unser kuscheliges Hotel.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0