Die Vulkan-Tour mit Danielle und JP steht heute auf dem Programm. Wir haben uns einen erfahrenen Guide für sechs Stunden gebucht, werden mit ihm in seinem Geländewagen den grossen Naturpark
erkunden.
Danielle und JP haben eine weite Anfahrt, 2,5 Stunden. wir kommen von der anderen Seite, fahren nur 1,5 Stunden. Pünktlich stiegen wir in den SUV, stellten uns kurz vor, baten um eine dem
deutschen Ohr angepasste Sprechgeschwindigkeit und los ging es.
Zunächst sahen wir uns im Museum um. Eine große Reliefkarte machte die Dimensionen des Parks deutlich – zum Glück haben wir nicht versucht, den Park alleine zu erkunden, wir hätten wohl nicht so
viel entdeckt. Wenn man sich Big Island auf einer solchen Karte ansieht, wird deutlich, wie riesig dieser aus dem Meer ragende Vulkan ist! Auf diesem Teil der Insel ist die Aktivität in der Mitte
der pazifischen Platte an der Oberfläche besonders gut zu beobachten, zu riechen und auch zu fühlen.
Über glatte, fast wie Straßenbelag wirkende, erkaltete Lavaströme liefen wir, dann wieder über Flächen, welche wirkten, als sei die flüssige Steinmasse schockgekühlt worden, Wellen an der
Oberfläche zeigten deutlich den genommenen Weg auf. Steinblöcke mit etlichen Kilogramm Gewicht lagen herum, sogenannte Bomben, welche bei einer Eruption aus dem Schlot hunderte Meter weit
geschleudert worden waren.
Pele, so wird die weibliche, dem Vulkan zugedachte Gottheit genannt, ist schiere Naturgewalt. Was auch immer den Weg der Lava kreuzt, wird unter ihr begraben. Manches Mal findet man hohle,
senkrecht stehende Röhren. Wie uns erklärt wurde, entstanden diese, als die Lava um einen dicken Hartholzstamm herum floss und dabei erkaltete.
Dörfer, Straßen, Plantagen – alles walzt die flüssige Steinmasse nieder. Manchmal überrascht die Lava durch eine andere Art der Fortbewegung: Sie schafft sich einen Tunnel, durch den sie fließt.
Viele Kilometer können diese Tunnel lang sein. Manch Hausbewohner hat dies schon zu spüren bekommen, wenn er ein Haus auf einem frisch erworbenen Grundstück errichten wollte, dann aber mit
etlichen Quadratmeter Geröll erst einmal eine Tube auffüllen musste…
Die Aktivität kann man auch riechen, nimmt sie auch in der Luft wahr: Vog nennen die Inselbewohner das durch den Vulkan abgegebene Gasgemisch. Die Luft wirkt dann dunstig, das Zeug einzuatmen ist
nicht sehr gesund. Aus diesem Grund werden dann schon mal Straßen gesperrt, ganze Teile des Parks für die Öffentlichkeit geschlossen.
Sogar fühlen kann man den Vulkan. In das poröse Gestein eingedrungenes Wasser wird durch die unter der Oberfläche vorhandene Hitze verdampft und tritt an Spalten aus dem Boden. Bis an den
umzäunten Rand dieser Löcher kann man sich bewegen und erhält eine kostenlose, von Pele offerierte Dampfsauna. Klar, wir standen drin und stellten fest: Ein wenig dichter dran und in einer Stunde
fällt uns das Fleisch von den Knochen.
Bei einem Abstecher bis kurz vor das Meeresufer sahen wir aus der Ferne dann auch Dampfschwaden aufsteigen. Lava fließt dort ans Meer und vergrößert die Insel, die Schwaden sind gewaltig.
Diese Naturattraktion wollen natürlich alle sehen, so gibt es die Möglichkeit, per Boot, per Helikopter oder zu Fuß den glühenden Lavastrom fließen zu sehen. Wenn Pele oder die Behörden es
erlauben…
Per Boot: Sollte die Lava direkt ins Meer fließen, wird bei dem sprudelnden Abkühlen mikrofeines Glas gebildet, nicht so gesund für die Lunge. Darüber hinaus ist es beim Heranfahren mit dem Boot
auch aus einer anderen Richtung kritisch: Von oben. Durch den Dampfdruck werden Brocken hochgeschleudert, die dann irgendwo wieder herunterkommen.
Per Helikopter: Diese Flüge werden überall angeboten, haben aber den Nachteil, dass die Parkgrenzen nicht überflogen werden dürfen. Die Lavaströme richten sich aber nicht an den Interessen der
Touristen aus, so ist denn im Moment aus der Luft wenig zu sehen.
Per Pedes: Der Fußmarsch über ca. 6 km Lava ist sicher nur etwas für hartgesottene Wandergesellen. Bis an den Ort des Geschehens kommt man sowieso nicht, zu schlecht die Luft, zu groß die Hitze.
Dann unbefriedigt zurück. Na ja.
Pele hat sich überdies zur Zeit gegen allzu nahe Betrachtung geschützt. Die in einer Tube herangeschaffte Steinflüssigkeit tritt einige hundert Meter vor der Küstenlinie an die Oberfläche. Nix
mit Lava meets Ocean. Die zähe, an der Oberfläche abgekühlte Lava, heiß, aber nicht glühend, gleitet ins Wasser.
Von unserem Aussichtspunkt war in der Abenddämmerung nicht so viel zu sehen, so entschloss sich unser Führer, den vorhin (zu viele Touristen) schon passierten Lavatunnel mit uns zu
durchschreiten. Klasse, mittlerweile war es stockfinster, unser Guide stattete alle mit LED-Leuchten aus und wir gingen einen mit tollster Vegetation geschmückten Pfad bis zum Eingang dieses
Lavatunnels. Ein RIESENDING! An manchen Stellen sicher 6 Meter breit und auch so hoch, die Wände teilweise glasartig, dann wieder einfaches Gestein. Wurzeln hingen von der Decke, diese gehören
hier zu einem einheimischen Hartholzbaum. Die Pflanze versucht, am Grund der Tube an das sich dort sammelnde Wasser heranzukommen. Könnte sie auch, rissen nicht besonders dusselige Besucher
ständig die von unten erreichbaren Wurzeltriebe ab.
So, nun erst einmal zum Essen im Restaurant des Parks. Nach einem guten Essen ging es dann noch einmal zurück an den Lava-Beobachtungsposten. Wir waren etwa drei Kilometer weg, die Sicht war
durch Nieselregen getrübt. Und doch spürten wir die gewaltige Macht Peles.
Tipp für die Besucher Big Islands in Bezug auf Lavabeobachtung: Checkt erst, wie die Sicht auf den Lavastrom zur Zeit ist. Die Enttäuschung ist dann nicht so groß, wenn ihr nicht das zu sehen
bekommt, was das Internet vermittelt (rot glühend fließt die Lavamasse zischend in die Fluten des Meeres, das Ganze begleitet vom Klang eines Symphonie-Orchesters). Diese Aufnahmen entstanden im
Laufe von Monaten, gefilmt mit professionellen HD-Kameras unter Nutzung eines jeden Meeres- Hubschrauber- und Wandererblickwinkels.
Den Vulkan im Kopf und unter den Rädern ging es dann wieder zurück nach Hilo. Schön war’s!
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Andrea (Mittwoch, 12 April 2017 05:16)
Hallo ihr Beiden,
schon beeindruckend was ihr alles zu sehen bekommt.