Reisetag. Wie üblich: Mit dem Taxi zum Flughafen. Dann etwas Tolles: Uns fielen Schülergruppen von drei bis vier Halbwüchsigen auf, die ein wenig verschüchtert mit Klemmbrettern im Arm in die
Runde linsten. Da wir viel Zeit hatten, haben wir uns nach Einchecken des Gepäcks dem Eingangsbereich noch einmal genähert. Recht schnell wurden wir dann angesprochen. Ein Schüler fragte höflich,
ob wir bereit wären, ihm ein Interview zu geben. „Klar, fangt mal an.“ Der Reisegrund, Alter, Länge der Reise, Herkunftsland, Lieblingsschauspieler international. „Fan eines Vereins?“,
„Ja!“, „Welcher?“, „HSV!“, „Kenn ich, das sind doch die, bei denen eine Uhr die Zeit in der Liga angibt. Finde ich gut!“
Ziel der Übung: Englisch lernen. Tolle Idee. Damit keiner schummeln kann und sicher auch zur Freude der Schüler noch ein Gruppenfoto mit dem Tourist und ab zum nächsten.
Auf Flughäfen treiben wir uns ja nun schon häufiger rum. Nix ist langweiliger, als nur stumpf das Boarding abzuwarten. Daher: Disney-Shop angekuckt, Cappuccino getrunken und ins Gespräch mit drei
Mädels (Australierinnen) gekommen, oh, Zeit fürs Boarding, tschüss und rein in den Flieger.
Ach, ich vergaß: Einchecken war diesmal ein kleiner Akt. Wo wir denn wohnen werden in den USA, fragte uns die Check-In-Dame. „Wissen wir noch nicht“ war die Antwort. Unseren Boarding-Pass für den
Weiterflug in die USA werde man uns bei der Zwischenlandung in Tokio ausstellen, ja, das Gepäck werde nach Honolulu transportiert.
OK. Nach unserem Flug von Hongkong nach Tokio sollten wir uns beim zuständigen Schalter melden und unseren Boarding-Schein erhalten. In Tokio: Vor dem ersten zuständigen Schalter war ein
Security-Check. „Ihre Bordkarten, bitte.“ Hatten wir natürlich nicht. Eine Gruppe von sechs Security-Beauftragten diskutierte nun, was mit uns zu geschehen habe. Mit uns als Problem die Nacht
verbringen? NO WAY! Zwölf Augen zudrückend, wurden wir des Wegs gewiesen: „Da hoch, dann ist rechts der Schalter.“ Dort angekommen, die gleiche Frage. Wo wir denn wohnen werden in den USA. Wie
beim letzten Mal: „Wissen wir noch nicht.“ Dann könne man uns keine Bordkarte ausstellen, hieß es. Ob wir nicht einfach mal schnell eine Unterkunft buchen wollten, fragte man uns. Nein, wollten
wir nicht.
Problem!
„Tragen Sie doch einfach NONE in das Feld mit der Frage ein, dann haben die Amerikaner das Problem mit uns.“ Fassungslos ob unseres Mutes trug die Dame NONE in das Formularfeld ein und siehe da:
Die Bordkarten wurden ausgedruckt!. Ein Lächeln machte sich breit auf den Gesichtern der Mitarbeiterinnen, das Problem war in die USA verschoben und dann kam die Krönung des heutigen Abends:
Einen lustigen Vornamen hätte ich, beschied die Eine. Wieso, wollte ich wissen. (Vielleicht heißt „Olaf“ in Japan ja „Streichwurst.“) Ob ich denn nicht den tollen Anime-Charakter kenne, wollte
sie wissen. Nö, kenn ich nicht. Wie wild begann sie, ihr Mobiltelefon zu traktieren und was dann kam, hat mich wirklich fertiggemacht: Ein SCHNEEMANN! Namens OLAF! Einer, der beim Kampf um seine
Karottennase auseinanderfällt, ist mein Namensbruder. Fast gequiekt vor Lachen haben sie, die drei Damen. Zwei hinterm Schalter und eine neben mir. Noch als wir auf der Rolltreppe nach oben
standen, winkten uns die Damen hinterher. Lachend.
Wer kennt sie nicht, die Geschichten der japanischen High-End-Toiletten? Und tatsächlich werden diese Wunderdinger sogar auf dem Flughafen angeboten. Der Sitz kann vorgewärmt werden, wird
automatisch desinfiziert, die Körperreinigung erfolgt mit einstellbarem Wasserdruck und an die richtige Stelle gefahrenem Wasserstrahl, eine Bidet-Funktion ist genauso vorhanden wie die
Möglichkeit, ein Darmgeräusch mittels elektronischem Spülgeräusch zu übertönen. Mit Lautstärkeregelung. Anschließend wird trockengefönt.
Honolulu: Anstehen am Einreiseschalter. Jeden Schritt steigt die Spannung. Lassen sie uns rein? Welcher Beamte hat wohl Verständnis für die hier Wohnungslosen? Charaktere werden studiert, ein
Wunschbeamter ausgewählt. Bingo. Er winkt uns heran, freundliche Nachfragen bezüglich unserer Reise. Wo wir denn wohnen werden in den USA? „Wissen wir noch nicht.“ „Na, das ist mal etwas
Anderes! Sie reisen ja richtig! Herzlich willkommen in den USA!“
Nach einigen Stunden in Honolulu dann endlich der Weiterflug nach Kona, einem internationalen Flughafen auf Big Island, einer der Hawaii-Inseln. Dort angekommen, holte uns das Problem erneut ein:
Kein Auto und kein Zimmer vorgebucht. Fassungslosigkeit auf den Gesichtern der Autovermieter. Nach drei Versuchen sind wir an Britta gelangt. Im vierten Autovermieter-Office das Angebot, ein Auto
für 790,00 $ für die zehn Tage hier mieten zu können. Nö, zu teuer, haben wir über unseren deutschen Automobilclub viel günstiger gesehen. Dann kam Britta: Sie verstehe das, aufs Geld müsse man
schauen! Nein, Unterkünfte kenne sie nicht, aber Moment mal, neulich hat doch ihre Tochter…. Sie nahm sich die gelben Seiten und fing an zu telefonieren! Machte zehn Anrufe und hatte Erfolg!
Nachdem ich mit der Vermieterin auch Rücksprache gehalten hatte, zwei Übernachtungen auf einer Kaffeefarm, rief sie noch einen Bekannten an, der fuhr uns mit ner richtigen Taxe an unseren
Bestimmungsort. Diese Britta war ein Knaller! So viel Freundlichkeit und Zugewandtheit ist uns selten begegnet. Aloha Britta! Hab vielen Dank!
Kommentar schreiben