Von Tee bis Henri

Auch heute lassen wir es ruhig angehen. Um 13.00 Uhr werden wir mit Veronique, ihrem Freund Jorge und dem 11 Monate alten Marlon eine nordthailändische Nudelsuppe in ihrem Lieblingsrestaurant essen. Vorher ging es aber natürlich zum Frühstück. Nach dem üblichen Toast, Marmelade, Obst, Eiern und Kaffee fand ich in Sichtweite einen großen Tisch, daran sitzend zwei Herren, rauchend. Frage, dürfen wir uns dazusetzen, auf der anderen Seite sei Rauchverbot. Sehr gern, sagte der eine Herr und wies uns per Hand die Plätze. Ein mit positiven Beschreibungen gewürztes Gespräch über das von uns die letzten Nächte genutzte Hotel ließ unseren Gesprächspartner strahlen. Er sei der Eigentümer, erklärte er uns, unser Lob freue ihn besonders, denn er habe einen sehr jungen Designer mit den Umbauplänen beauftragt. Zwischendrin die Frage, ob wir Tee wünschten, er tränke eine ganz besondere Qualität, es lohne sich. Ja, sehr gerne, vielen Dank.
Jetzt hatte der zweite Herr am Tisch genug zu tun: In einer wahren Zeremonie wurden die kleinen Ton- und Glastässchen zunächst mit dem erkalteten Tee aus der Kanne ausgespült, in der Folge dann so häufig mit fast kochendem Wasser übergossen, dass ganz sicher kein kühles Fleckchen mehr daran zu finden war. Der Porzellanfilter wurde ebenfalls dieser Prozedur unterzogen, dann nochmal kurz die Tassen, danach die Kannen, es wurde in einer Kanne gebrüht, sekundengenau gewartet, der Filter genutzt, die zweite Kanne zum Einschenken des Tees verwandt.

Alles am Tisch auf der Terrasse. Mal abgesehen vom wirklich ausgezeichneten Geschmack des heißen Tees, wo blieben die Unmengen des zum Spülen und Erhitzen verwendeten Wassers? Diesem Geheimnis bin ich natürlich auf den Grund gegangen: Das dicke, reliefartige Mahagoni-Tablett wies nicht nur eine Struktur zum Stauen der benötigten Einzelteile auf, es hatte überdies einen eingebauten Abfluss. Unter dem Tisch fand ich dann auch den dazugehörenden Tontopf. Nur feinste Materialien werden verwandt, die Prozedur gehört einfach dazu. Ein Kg dieses Tees veranschlagte Herr Direktor mit 180 €.

Mittags ging es dann in die Garküche. Zu fünft haben wir die Nudelsuppe genossen, mit Kohl, rohen Zwiebeln und gerösteten Erdnüssen nach Gusto ergänzt. Lecker auch hier! Nur der Name der Suppe ist weg, Hilfe Veronique, wo bist Du?

Die Mittagshitze hielt uns nicht davon ab, langsam wieder Richtung Stadtmitte zu laufen. Nach ca. drei Kilometern sind wir dann von der Hauptstraße in die etwas schattigere Altstadt abgebogen, ein kleiner Drink musste sein bevor wir unser weiteres Ziel auswählen konnten: Eine gute und echte Thaimassage sollte es sein, in dem dafür bekannten Stadtviertel. 

Für mich das erste Mal, war ich dann doch überrascht, wie viel Kraft auf einzelne Punkte der Füße oder des Rückens per Mahagonistab oder Ellenbogen ausgeübt wird. Da jubeln die Faszien! Gut hat es uns dennoch getan, sicher werden wir uns eine Wiederholung gönnen.

Auf dem Heimweg ins Hotel sind wir dann noch bei „Henri“ eingekehrt, Abendessen. Unser Eindruck hier: Ein echtes Wunder, dass bei so viel Nippes und massivsten Möbeln überhaupt noch Platz für Gäste sein soll. Henri, eine apart gekleidete Endvierzigerin, zeigte uns auch gleich wo es langgeht: Zum WC ÜBER DIE STRASSE IN DEN TEMPEL, DORT RECHTS! Nö, wollte eigentlich nur einen Aschenbecher. Das von ihm zubereitete Essen war wirklich gut.

Morgen geht es weiter nach Pai, ab ins Hotel, Koffer packen.

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