Wie geplant, habe ich natürlich auch nach Handwerkern Ausschau gehalten. Treffer: Mitten im Ort wird gerade aufwendig eine Unterkunft renoviert. Die Tischler hatten bereits alle nicht mehr
nutzbaren Teile aus dem Haus entfernt, der Haufen Altholz lag hinter einem Sichtschutz. Sofortige Recyclingmaßnahme: Die dem Handwerkertrupp zugehörige Köchin nutzt das Holz fürs Mittagessen. Mit
Mühe und unter Zuhilfenahme von Plastikbecherteilen als Brandbeschleuniger wird das Feuer geschürt, der Markt für die Lebensmittel ist nur ein paar Meter entfernt. Für das leibliche Wohl ist als
gesorgt.
Neben der Küche dann – für mich überraschend – die mitgebrachte Werkstatt. Eine Abrichte, eine Formatsäge, alles hier. Die verschiedenen Hölzer liegen sauber gestapelt, ein großer Haufen
Sägespäne dahinter. Im ersten Zimmer ist die Truppe dabei, die Fußleisten zu setzen, da die Winkel alles andere als rechtwinklig, die Putzecken auch nicht ganz sauber ausgeführt sind, ein
mühseliges Unterfangen. Im zweiten Zimmer sind die nicht mehr ansehnlichen Teile des Parkettfußbodens entfernt worden, in den ehemals verwendeten Formaten wird die Fläche ergänzt. Ein Regal zur
Aufnahme eines Flachbildschirms und diverser Deko- oder Reiseutensilien entsteht ebenfalls in diesem Raum, nein, eine Zeichnung gebe es nicht, der Auftraggeber habe nur kurz beschrieben, was er
denn haben wolle, einen Raumtrenner, offen, als Regal, Fernseher und Kabelführung nicht vergessen bitte. Fertig.
Auch Kinder waren hier beschäftigt, mit einem Bandschleifer wurde ein Brett nach dem anderen geglättet. Ein Erwachsener schaute immer wieder mal vorbei, legte dem ca. 10jährigen das Elektrokabel
über die Schulter, gab ihm Hinweise und achtete auf die Ausführung des Jobs. Schule? Ja, klar gehe er zur Schule. Aber wenn er später einmal einen gut bezahlten Arbeitsplatz haben wolle, müsse er
eben früh lernen, mit den Maschinen umzugehen und die Fertigkeiten eines Tischlers erwerben. Hier auf der Baustelle käme noch dazu, dass er seine Familie beim Verdienen des Geldes unterstützen
könne. Ja, alle, die auf der Baustelle arbeiteten, gehörten zur Familie.
Die Holzarbeiten sind an jeder Stelle zu finden. Abgehängte Zimmerdecken, aufwendig gestaltet, perfekt verlegte und toll versiegelte Holzfußböden, Schränke, Stühle, Betten,
Badezimmerausstattungen, Regale – alles aus dem Holz, welches den Urwäldern entnommen wurde. Des einfacheren Transports wegen natürlich entlang des Mekong-Ufers geschlagen. Immer wieder
passierten wir auf unserem Wasserweg Bereiche, in denen kein Baumriese die Waldfläche überragte, teilweise war nur niedriges Buschwerk übrig geblieben. Der Ur-Wald hier, wo er noch in seiner
Ursprünglichkeit existiert, zeigt wahre Schönheit.
Ein weit größeres Problem wird durch Brandrodung verursacht. Riesige Flächen fielen ihr schon zum Opfer, die letzten 100 km unserer Fahrstrecke haben wir nur noch einzelne Inseln dieses
Ursprungswaldes gesehen, mehr und mehr waren auch kahle, vegetationsfreie Areale der Erosion ausgesetzt.
Auf unserer Mekong-Fahrt erfuhr ich Weiteres. Die Menschen, welche hier rechts und links des Flusses leben, sprechen eigene Sprachen, können die laotische Landessprache nicht. Sie leben seit
vielen Generationen in den Dörfern und auf ihren Bauernhöfen, sind Selbstversorger. Sie brechen auf in die Städte, wollen an dem Reichtum, den sie durch das Fernsehen, auch durch die Betrachtung
der vorbeischippernden Touristen wahrnehmen, teilhaben. In den Städten geraten die so mutig Aufgebrochenen dann in ein Dilemma. Aus allen Richtungen strömen sie herbei, haben weder eine
Ausbildung, noch haben sie sprachliche Qualifikationen. So landen sie natürlich zu Hungerlöhnen in den Billigjobs, spülen im Restaurant, erledigen Reinigungsarbeiten oder schleppen auf dem Bau.
Der Verdienst ist so niedrig, dass sie ihre Familien nicht unterstützen können, eine Rückkehr an die Plätze ihrer Herkunft ist auch schwierig.
2008 war für die in Ufernähe des Mekong lebenden Menschen in Laos, Kambodscha und Vietnam ein schlimmes Jahr. Sowieso schon am untersten Ende der Einkommensskala angesiedelt, verloren diese
Menschen das Wenige, was sie hatten. China hat den Damm geöffnet, so erfuhren wir. Die Wassermassen waren so gewaltig, dass der Fluss langsam stieg. So weit stieg, dass die kleinen Dörfer und
Höfe, welche sich an seinem Ufer bis auf einer Höhe von ca. 25 Meter oberhalb des Normalpegels befanden, überflutet wurden. Die Menschen konnten sich zwar in Sicherheit bringen, sie verloren aber
einen großen Teil ihrer Schweine, diese waren in Ufernähe in Koben untergebracht, das mühsam ersparte Familien-Moped, Möbel, Kleidung, Hausrat. Nein, eine Warnung der Chinesen habe man nicht
erhalten, sei von den Fluten gänzlich überrascht worden.
Petra und ich haben schon so manches Mal auf unserer Reise darüber gesprochen, wie glücklich wir doch über den Ort unserer Geburt sein dürfen. Dass wir Chancen hatten, aus unserem Leben etwas
machen zu dürfen.
Diejenigen, die des Laotischen mächtig sind, haben die Möglichkeit, Mönch zu werden. Neben der religiösen Ausbildung lernen die jungen Novizen auch schreiben und lesen, sind in einer sie
schützenden Gruppe unterwegs. Die Kehrseite dieser Medaille besteht darin, dass Mönche nicht arbeiten, daher kein Geld verdienen, auf Lebensmittelspenden der Bevölkerung angewiesen sind. So
ziehen dann die Mönche jeden Morgen los, um die Mahlzeiten für den Tag einzusammeln. Sie sprechen mit den Gläubigen Gebete, danken, segnen, sind in ihrer Gemeinde unterwegs. Dann kommen die
Touristen. Wollen Fotos. Stellen sich in den Weg der Mönche und nutzen den Blitz ihrer Fotoapparate, um ein schönes Mönchsgesicht digital zu erfassen. Ist ja schließlich 6:00 Uhr morgens. Nein,
an dieser für die Mönche zum Spießrutenlauf verkommenen Veranstaltung haben wir nicht teilgenommen. Aus der Ferne, mit einem Tuk-Tuk auf dem Weg zu unserem Schiff haben wir sie passiert.
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Daniela (Kollegin von Lisa) (Freitag, 27 Januar 2017 20:07)
Hallo nach Thailand! Eine tolle Reise! Vielleicht sind folgende Infos bezüglich HonKong noch von Interesse?!:
Was man auf keinen Fall missen möchte...
1) MongKong
der wohl belebteste Stadtteil Hong Kongs auf der Kowloonseite (Festland).
Hier unbedingt den Ladies Market aufsuchen, für die Herren ist sicherlich auch etwas dabei.
Hiergilt: feilschen, feilschen, feilschen...
2) Eine Fährfahrt ab Central oder Tsim Sha Tsui Auf die jeweils andere Seite durch den Victoria Hafen.
Dauert 10min aber man hat einen grandiosen Blick auf die Skyline der Stadt
einzige Voraussetzung: ein smogfreier Tag.
3) Victoria Peak.
Ab Central mit Der alten Peak Tram (Zahnradbahn) hinauf in Hong Kongs grüne Lunge.
Am besten ein Ticket kaufen, welches den Zutritt auf die Sky Terrace, einer Aussichtsplattform, inkludiert.
Empfehlenswert ist auch der Peak Trail, ein Wanderweg um die Spitze des Berges.
4) Tagesausflug nach Lamma Island, auf die autofreie Insel.
Von Sok Kwu Wan nach Yung Shue Wan wandern.
In Sok Kwu Wan frischen Fischfang genießen und/oder selber sein Glück beim Angeln im Fisherfolk’s Village herausfordern.
5) Tai O.
Mit der MTR bis Tung Chung und von dort mit dem Bus bis ins abgelegene Fischerdorf.
Hierfür einen Tag einplanen, die Anfahrt von Central aus beträgt ca. 2h aber es lohnt sich.
Mit etwas Glück kann man pinke Delphine bestaunen.
6) Happy Valley in Wan Chai. (Pferderennen)
Saison von September bis Juli.
20HK$ Eintritt.
Morgens schon die South China Morning Post mit Übersicht über die Rivalen besorgen, um später den richtigen Tipp abzugeben.
7) Ocean Park.
Ein Erlebnispark der besonderen Art.
Mit der Achterbahn über das südchinesische Meer hinwegbrausen.
8) Stanley, im Süden der Insel.
Ein Ort, an dem sich viele Europäer niedergelasse haben.
Stanley bietet einen Karibikstrand, einen Straßenmarkt und eine wunderschöne Promenade.
9) Temple Street Market.
Ein Nachtmarkt in Yau Ma Tei/Jordan.
10) Um den Abend ausklingen zu lassen, ist Lan Kwai Fong der richtige Ort.
Es reiht sich Bar an Bar, und sollte man in dem Gedränge noch Platz finden lässt es sich auch tanzen.
Ich hoffe der ein oder andere interessante Tipp ist dabei.
Ganz viele schöne Eindrücke und viel Spaß weiterhin!
Andrea (Sonntag, 29 Januar 2017 08:19)
Was für eine Reise! Ihr habt auch einen Traum erfüllt, das sieht man. Danke, dass wir daran teilhaben dürfen. Toller Blog, ist zu meiner Morgenlektüre geworden :-) Grandiose Bilder, ich wusste nicht, das Laos landschaftlich so schön ist. Die Armut in diesen Ländern ist natürlich schlimm und nicht zu übersehen. Ein 10 jähriger mit Flip-Flops, ohne Atem- oder Augenschutz arbeitet mit einer Schleifmaschine.........unfassbar. Bei uns hängen sie am Computer ab.
Mit Freude warte ich auf die neuen Berichte und Bilder und wünsche euch weiterhin so eindrucksvolle Erlebnisse. Übrigens die Ratten und Eichhörnchen hätte ich auch nicht probiert. ;-) Liebe Grüße Andrea
Olaf (Montag, 06 Februar 2017 05:34)
@Daniela: TOLL! TOLL! TOLL! Vielen lieben Dank für diese so hilfreichen Reisehinweise! Da hast Du uns eine Riesenfreude gemacht: Eine Kennerin lädt uns auf Ihre Tour ein. :-) Mal sehen, was wir so schaffen, drei Nächte nur sind geplant. Wir werden unsere Eindrücke zu den von Dir genannten Empfehlungen hier beschreiben, freuen uns, dass Du uns schon bis hierher begleitet hast. Vielen Dank!
Olaf (Montag, 06 Februar 2017 06:06)
@ Andrea: WOW! Herzlichen und lieben Dank für Deinen Kommentar! Wir leben tatsächlich einen Traum in jeder Hinsicht. Mit all unseren Sinnen saugen wir auf, was das Leben in diesen Regionen so zu bieten hat. Besonders aufgefallen ist uns der unbedingte Wille der Kinder und Jugendlichen hinzuzulernen, auch die Aufmerksamkeit, die Eltern ihren Kindern schenken.
Übrigens schmecken Seidenraupen gar nicht so übel....