Diese Zugfahrt, die war lustig

Für diese Zugfahrt gibt es eigentlich keine Worte :-( Wir versuchen trotzdem, welche zu finden:

Wir hatten in unserem Homestay noch ein leckeres Abendessen mit einem Pärchen aus Südafrika. Statt um 19.45 Uhr kam unser Fahrer erst um 21.15 Uhr, unser Zug hatte wegen Nebels Verspätung. Wegen Nebels? Klar, der Zugführer muss auf Kühe, Schweine, Hunde und ggf. auf den Gleisen befindliche Menschen achten, zudem ist es so, dass weite Teile der Strecke eingleisig ausgebaut sind, sodass Wartezeiten auf andere Züge eben nicht vermieden werden können. Gegen 22.00 Uhr waren wir dann am Bahnhof und erfuhren, dass der Zug erst gegen 22.30 Uhr eintreffen sollte. Es war lausig kalt. Tatsächlich sind wir dann um 23.00 Uhr abgefahren. Unser Guide hat uns in den Zug begleitet, für uns waren Schlafplätze im besten Waggon gebucht. Oh je, seht euch die Fotos an, man möchte nicht wissen, wie die Schlafplätze in der zweiten und dritten Klasse aussehen! Wir haben also unsere Schlafkojen bezogen, haben jeweils zwei Laken, eine Decke, ein Kopfkissen und ein Handtuch erhalten. Olaf war so lieb und hat die obere Koje bezogen, ein Aufstieg war nur schwierig möglich. Ich war gefrustet, hab mich hingelegt, wusste nicht wie, da die Kanten der heruntergeklappten Sitze in meine Hüfte drückten, die Koje war zu kurz und sehr schmal, die Decke kratzig und so weiter... Olaf ist erstmal auf dem Klo verschwunden, um zu rauchen. Das ist verboten!

Unsere Nachtruhe wurde durch Geräusche wie im Zoo gestört. An dieser Stelle müssen wir euch mal was über die Angewohnheiten der Inder erzählen: Es ist hier völlig normal, beim Essen zu schmatzen, zu rülpsen, auf der Straße auszuspucken, die Nase geräuschvoll hochzuziehen, auf der Straße zu urinieren und Ähnliches. So hörte es sich durch die Vorhänge an, als schliefe neben uns ein Bär (vermutlich schnarchend), ein weiteres Geräusch könnte man einer 120 kg schweren Boa mit Schnupfen zuordnen (hochgezogene Menge an Rotz = könnte auch 150 kg gehabt haben, das Tier), Taschentücher scheinen die Inder nicht zu benutzen. Gegen 7.00 Uhr war die Nacht dann Gott sei Dank zu Ende. Händler enterten an jedem Bahnhof den Zug, es gab heißen Chai, Wasser, Säfte und diverses Essen. Wir haben uns vorsorglich auf Chai beschränkt, dachten ja immer noch, bald in Varanasi einzutreffen. Leider falsch. Immer wieder blieb der Zug auf der Strecke stehen, um auf den Gegenzug zu warten. Das Ganze zog sich immer weiter hin. Wir konnten nicht mehr sitzen, die Laune war fast auf dem Tiefpunkt. Um 16.30 Uhr waren wir dann endlich in Varanasi, ursprünglich geplante Ankunftszeit war 10.30 Uhr. Unser Guide hat uns gleich gefunden, dann ging es mit dem Auto zum Hotel. Leider hatte der Berufsverkehr bereits eingesetzt...

Wir haben für eine Strecke von 650 km sage und schreibe 21 Stunden von Hotel zu Hotel gebraucht. Da hat auch der uns im Hotel umgehängte Blumenkranz nichts mehr geholfen!

Trotzdem: Eine solche Erfahrung möchten wir nicht missen (mit dem Abstand eines Tages  gesehen). Olaf hat mit einigen mitreisenden Engländern, Australiern, Chinesen und Indern gequatscht und dabei viel Spaß gehabt. Dennoch sind wir heilfroh, dass es übermorgen mit dem Flieger zurück nach Delhi geht!

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