Nun also Pushkar, einer der heiligsten Orte für Hindus. Pushkar, übersetzt Lotos, ist der einzige Tempel weltweit, welcher Brahma, einem der drei Leitgötter des Hinduismus, gewidmet ist. Dass an
einem solchen Ort eine große Anzahl von Souvenirhändlern anzutreffen ist, erklärt sich von selbst. Die religiöse Leitung des Ortes hat allerdings doch einige Restriktionen für den Handel und auch
für den Besucher parat: Kein Alkohol, kein Fleisch. So marschierten wir – natürlich – zum Brahma-Tempel, kauften Opfergaben in Form von Blumen, zogen ein weiteres Mal die Schuhe aus und kamen
dann auch in das Heiligtum. Am Tisch vor dem Haupttempel erhielten wir, nachdem wir Brahma durch den Besuch Ehre erwiesen hatten, im Tausch gegen unsere Blumen ein neues Schälchen. Hier fanden
wir nun zu den Blüten auch kleine Zuckerkügelchen und andere Süßigkeiten im Korb. Sockfuß bis vor den Tempeleingang, beschuht weiter zum See. Das Seeufer ist allseits umschlossen von Ghats,
Badestellen, an denen sich die Gläubigen reinigen und ein wenig besser auf die Gebete mit den Brahmanen, diese gehören der obersten indischen Kaste an, vorbereitet sind. Nein, gebadet haben wir
nicht, Schuhe wieder aus, Körbchen abgeben: Wir setzten uns dann zu einem jungen Brahmanen, welcher uns nach vielen die Religion erläuternden Worten klarmachte, dass „so wie jeder ganz alleine
auf die Welt käme, diese ja auch alleine wieder verließe.“ Für Spenden gelte das Gleiche, man solle den Betrag jetzt im Geiste doch einmal festlegen – es spende jeder für sich allein, sei
natürlich niemandem verpflichtet, aber wer würde denn schon knauserig sein, wenn es um die Familie ginge. Da sollten einem doch 50 $ pro im Gebet bedachter Person leicht fallen, wenn man auf
diesem Wege nicht nur den verstorbenen und lebenden Menschen etwas Gutes täte, sondern im gleichen Atemzug auch noch ein besseres Karma erlange. „So, also, wieviel ist Ihnen denn nun die Familie
wert, wieviel geben Sie?“ Das von ihm gehaltene Aluminiumtablett, gekonnt arrangierte Blüten, rote Pigmenthäufchen und Reis waren darauf, kam nach unserer Antwort zum Einsatz: Er hieß uns, die
von uns zu bedenkenden Personen mit Namen zu nennen, forderte uns auf, seine Worte nachzusprechen. Taten wir. Warfen danach die von ihm uns übergebenen Blüten ins Wasser, stiegen in unsere
Schuhe, froh wieder Wärme an die Füße zu bekommen. Ach, bevor ich es vergesse: Die 2.000 Brahmi-Familien im Ort leben von den Spenden, sie haben sonst keine Einkünfte. Und keine Sorge: Obwohl wir
natürlich alle Familienmitglieder benannt haben (wer es kann, rechne bitte mal kurz nach), haben wir unsere Reisekasse nicht geleert.
Das vegetarische Essen am Abend in einem an den Ghats gelegenen Restaurant war echt ein Highlight: LECKER! Petra hatte ein Kartoffelgericht, abgeschmeckt auf die hiesige Art, bei mir gab es
Gemüse der Saison. Aufgrund der wirklich niedrigen Temperaturen bekamen wir ein Feuer an den Tisch gestellt. Wir müssen bei jeder Bestellung wirklich darauf achten, dass wir keine abgemilderten,
auf Europäer abgestimmte Gerichte erhalten. Diese Köche verstehen es nämlich zu kochen: Obwohl eine gehörige Schärfe die Gerichte abrundete, war jedes einzelne Gemüse klar am Geschmack zu
erkennen. Lustig, jedesmal wenn wir unser Essen landestypisch bestellen, achten die Kellner darauf, ob wir wohl rot anlaufen oder uns ein Schweißtropfen die Stirn hinab rinnt. Dieses Hobby ist
derart ausgeprägt, dass wir häufig zwei, drei Augenpaare in unsere Richtung blicken sehen. Natürlich über das ganze Essen hinweg.
Die Amerikaner und Europäer, welche sich voll auf die hiesige Lebensweise eingestellt haben, sind natürlich auch so gekleidet. Na ja, nicht so ganz indisch, es fehlt bei Herren oft der aus einem
bis zu 7 m langen Tuch gebundene Turban, auch fehlen den Damen oft die Strümpfe, welche zwischen dem großen Zeh und den restlichen Zehen eine Lücke zum Tragen der Flip Flops aufweisen. Es ist
hier wie wohl überall auf der Welt: Wer schön sein will, muss leiden, hier beim Tragen einer Kleidung, welche für Temperaturen um die 50 °C ausgelegt ist. Die indischen Damen ergänzen ihre
Kleidung durch tolle Schals bei derzeitigen 5 °C am Morgen, bei den Besuchern ist es oft das Strickjäckchen aus heimischen Boutiquen.
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