Einen kurzen Nachtrag zur gestrigen Nacht kann ich mir nicht verkneifen: Da es hier nachts recht kühl ist und die Zimmer über keine Heizung verfügen, baten wir an der Rezeption um einen der
offerierten Heizlüfter. Wenige Minuten später wurde das Ding angeliefert, angeschlossen, unser Zimmer wurde warm. Prima! Unsere Nachtruhe wurde dann durch ein kurzes kräftiges „BUFF“ und
flackernde Flammen unterbrochen. Exakt um 4.00 Uhr morgens war dann erst einmal die Nachtruhe unterbrochen, das Feuer schnell gelöscht, das defekte Gerät in der Dusche parkiert. OK – wieder ab in
die Falle. Da wir erst um 7.30 Uhr aus dem Bett mussten, hat uns dieses Vorkommnis kalt gelassen. Übrigens „kalt“ gelassen: Den elektrisch betriebenen Warmwasserspeicher hat es auch erwischt, das
Wasser war eisig.
Einige Kilometer außerhalb Jodhpurs dann der erste Stop. Ein Tempel war angekündigt. Ok, na gut, nehmen wir den auch noch mit, so war mein Gedanke! War ja nicht zu ahnen, was uns jetzt erwarten
sollte.
Also kaufen wir die Tickets, hinterlegten gegen Quittung einen Pass, um deutsche Audioguides zu erhalten, kauften ein weiteres Ticket für die Erlaubnis zum Fotografieren, gaben unsere Smartphones
ab und zogen unsere Schuhe aus. Letzteres wirklich ungern, da wir immer noch erkältet und die Tempel sehr fußkalt sind. Nun gut.
Bei dem zu besichtigenden Tempel handelt es sich um den Ranakpur-Tempel, einen Jain-Tempel aus dem 15. Jahrhundert. Die Mönche, die dort noch immer leben, verzichten an Nahrungsmitteln auf alles,
was unter Erde wächst, auf tierische Produkte, auf Zwiebeln, Knoblauch, Eier, Milch und natürlich Alkohol und Zigaretten. Sie fasten jedes Jahr im August für drei Wochen, in der restlichen Zeit
des Jahres essen sie nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. Nichts für uns! Wir starteten also unseren Audioguide und gingen die Treppe hoch. Oben erfolgte noch eine Kontrolle meiner
Handtasche, die Zigaretten und Pfefferminzbonbons wurden konfisziert. Während wir die ersten Fotos machten und die wirklich unglaublich schöne Vorhalle bewunderten, kam ein Mönch auf uns zu. Er
sprach uns auf Englisch an und stellte sich als Chef-Priester des Tempels vor. Er sagte, wir seien ihm aufgefallen, da von uns eine unglaublich positive Energie ausgehen würde, eigentlich würde
er keine Führungen machen, würde uns aber gerne durch den Tempel leiten. Die Audioguides seien doch nur Maschinen, er sei sehr interessiert an uns. Der Priester hatte ein unglaubliches Charisma,
warme Augen und eine sehr schöne Stimme. Wir gingen zu Dritt durch den Tempel und er erklärte uns die Besonderheiten, wies uns auf besonders schöne Fotomotive hin und machte sogar ein Foto von
uns. Wir sprachen über uns und unsere Familie, unsere Ehe und unsere Verbundenheit. Es war sehr persönlich und für uns sehr beeindruckend.
Der Tempel ist sehr groß, besteht vollständig aus weißem Marmor und hat im Inneren 1.444 kunstvoll verzierte Säulen. Bei Vollmond findet hier eine Zeremonie statt, alles ist mit Kerzen geschmückt
und die Leute singen gemeinsam. Das muss ein wunderbares Ereignis sein.
Dann sagte er, dass er jetzt für uns und unsere Familie ein Mantra singen möchte. Er setzte sich im Schneidersitz auf einen Mauervorsprung, wir setzten uns daneben, und dann fing dieser Mann an
zu singen! Das hat wirklich mein Herz berührt! Nie haben wir so etwas erlebt! Zuletzt sprach er ein Gebet für uns und unsere Familie. Er sagte, er würde uns sehr mögen und weiterhin für uns
beten, dies würden wir spüren, indem ein Schütteln durch unseren Körper gehen würde. Unser Chakra würde sich melden. Gern können wir ihm dies dann auch mitteilen, er gab uns seine Anschrift und
seine Mobilnummer (ja, ein Smartphone darf er haben!).
Im Anschluss bat er um eine Spende für die Nahrungsmittel der Priester, die wir natürlich gern gegeben haben. Wir bekamen noch den Punkt auf die Stirn gemalt und sind völlig beseelt zum Auto
zurückgegangen. Was für ein Erlebnis.
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Samm (Samstag, 14 Januar 2017 19:08)
Es ist so toll das alles zu lesen... es klingt einspannend und einfach nur beneidenswert...
Mit diesem Ereignis kann ja nichts schief gehen auf eurer Reise ... ��
Petra (Sonntag, 15 Januar 2017 04:13)
@Samm: Vielen Dank! Das war wirklich Gänsehaut pur!