Heute morgen um 8.30 Uhr (in Deutschland übrigens nachts um 4.00 Uhr) haben wir unseren Guide für den heutigen Tag getroffen. Zunächst sind wir in lausiger Kälte zum See Gadi Sagar gefahren. Die
morgendlichen Temperaturen hier in Indien liegen weit unter 10 °C, sodass wir im Zwiebelverfahren alles anziehen, was der Koffer so hergibt. Der See lag also noch im Nebel, viele Touristen waren
nicht unterwegs. Überhaupt haben wir so manches Mal den Eindruck, dass außer uns nicht viele Touristen unterwegs sind. Häufig sind wir d i e Attraktion, wurden sogar an einer
Bahnschranke während eines Päuschens gefragt, ob man ein Foto von uns machen dürfe. Hä? Und schon wieder abgeschweift... Zurück zum See: In früheren Zeiten wurde der See als Trinkwasserreservoir
genutzt, heute dient er lediglich als Besuchermagnet. Inder kommen hierher, um die Fische zu füttern, weil es Glück bringen soll (die Welse im See sind dick und rund). Diverse Tempel sind am Ufer
und im See zu sehen.
Wir sind dann weitergefahren zur Festung von Jaisalmer. Fast jede der von uns bisher besuchten Städte hat eine Festung, diese jedoch unterscheidet sich erheblich. Während die anderen Festungen
nicht mehr bewohnt sind und nur noch als Museum dienen, leben in der Festung von Jaisalmer 5.000 Menschen. Es gibt nur ein Zugangstor, durch das sich Menschen, Kühe, Mopeds, Autos, Karren etc.
Drängen. Auf dem Vorplatz versuchen sich Pfauenfeder-Händler Pfauen sind in Indien heilige Tiere, die Feder sind glückversprechend), Akrobaten und Souvenirhändler, ein jeder versucht, seinen
Anteil aus dem Geldbeutel der Besucher zu erhalten. Hinter dem vierten inneren Eingangstor kommt zunächst der Platz der Witwenverbrennungen. Hier sprangen die Frauen mit ihren Kindern von den
Palastmauern in den Scheiterhaufen, wenn ihre Ehemänner auf dem Schlachtfeld besiegt worden waren. Auf Nachfrage hat unser Guide erklärt, dass dies nicht einzig freiwillig, sondern auch auf Druck
der Gesellschaft geschehen ist. Diese Frauen nannte man Sati.
Plötzlich befanden wir uns inmitten eines Labyrinths aus verschachtelten Palästen mit Plätzen voller Leben. Im siebenstöckigen Stadtpalast lebten einst die Maharajas, ein Marmorthron für
öffentliche Veranstaltungen ist noch zu sehen. Auf den Besuch des Palastes haben wir verzichtet, viel zu spannend war das Treiben in den Straßen. Der älteste Palast, der Juna Mahal aus dem 16.
Jahrhundert, ist berühmt für seine Sandsteinbalkone. Nun wurde uns auch klar, warum Jaisalmer auch die „Goldene Stadt“ genannt wird. Wenn die Sonne auf die die Festung beherrschenden
Sandsteinbauten scheint, beginnt sie golden zu leuchten.
Eine weitere Attraktion waren die Havelis, die reich geschmückten Häuser ehemals vermögender Kaufleute. Eines der Haveli war einst die Residenz eines Premierministers. Es wurde von zwei
Brüdern gebaut, einer war für den rechten Gebäudeteil zuständig und einer für den linken. Sie haben sich versprochen, nicht voneinander abzugucken, traten dennoch in künstlerischen Wettstreit
miteinander. So scheint die äußere Fassade einheitlich, bei genauer Betrachtung sieht man dann doch etliche Unterschiede. Im Inneren des Gebäudes sind die Unterschiede leichter zu erkennen.
Auf dem Rückweg von der Festung zu unserem Fahrer, der draußen auf uns gewartet hat, hat uns unser Guide noch eine besondere Freude gemacht. Er hat uns zu einem Snack an einer der Garküchen
eingeladen. Es handelte sich um einen knusprigen Fladen auf Zeitungspapier, auf dem verschiedene Zutaten waren. Wir gehen davon aus, dass es sich um flüssiges Eigelb, gewürzt mit Chilisauce,
handelte, darauf lagen kleingehackte Zwiebeln, Kräuter und Chilis. Man bricht einen Teil des Randes ab (mit der rechten Hand!) und verstreicht damit die Zutaten auf den Fladen. So nach und nach
„arbeitet“ man sich zur Mitte, möglichst bevor das Ganze dann durchgesapscht ist. Mann, watt lecker (siehe Fotos).
Nachtrag: Mc Donalds, Burger King und ähnliche Unternehmen sind in den von uns besuchten Städten noch nicht vertreten. Gut so.
Kommentar schreiben