Viel Getier und warmes Öl

Nach einer zwar bequemen, aber dennoch kurzen Nacht (Olaf hat noch bis heute Nacht um eins versucht, die Fotos hochzuladen – leider vergebens, wenn das als so super angepriesene Internet nicht funktioniert) sind wir dann zum Frühstück gegangen. Seit unserer Ankunft in Indien gibt es exakt: Toast, rote (undefinierbare) Marmelade, Butter, Saft (naja), gewürfelte Papaya, Bananen und manchmal Eier. Der Kaffee variiert von dünn bis Pulverkaffee (so heute). Aber es ist ein Frühstück, zwar einseitig, aber meist schlagen wir ordentlich zu. Dann ging es zum Check-out: Obwohl uns zugesichert wurde, mit Karte bezahlen zu können, hat wieder einmal nichts funktioniert, was bedeutet, dass unsere Bargeldreserven schnell schmelzen. Die Bankenkrise in Indien macht sich deutlich bemerkbar!

Dann rein ins Auto. Unser Fahrer Rewat Inda ist für uns Laufe der Tage nicht nur ein brillanter Fahrer, sondern mehr und mehr unser Manager. Obwohl heute „nur“ ein Reisetag nach Jaisalmer auf dem Programm steht, schafft er es, den Tag für uns so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Nach ca. einer Stunde Fahrt kündigte er uns eine wunderbare Überraschung an. Wir hielten vor einer großen Düne, dahinter befand sich eine grün schimmernde Wasserstelle, an der sage und schreibe 70.000 graue Kraniche ihr Winterquartier haben. Was für ein Anblick! Plötzlich erhob sich wie auf Kommando ein riesiger Schwarm dieser großen Vögel in die Lüfte, zog seine Bahnen über uns, um dann wieder zu landen. Wirklich grandios. Ein paar indische Kinder haben uns auf Englisch angesprochen, sehr nett und höflich. Sie baten dann (leider nicht um Haarspangen!) um Schokolade und Stifte (@ Silke: gemerkt für das nächste Mal). Also haben wir unseren einzigen Stift (es ist noch einer im Notfallbeutel) und Bonbons herausgegeben...

Der nächste Stopp fand vor einer Bahnschranke statt: Wie auch bei uns versammelten sich Autos, um den kommenden Zug durchzulassen. Nicht wie bei uns ist allerdings die Situation, dass auch zwei Kühe sich auf die Schranke zubewegten :-) Das passiert ständig und überall in Indien, die allgegenwärtigen Kühe (auch gerne Ziegen und Hunde) kreuzen unaufgefordert die Schnellstraße und lassen sich auch durch andauerndes Hupen nicht aufhalten. Unser Rewat ist gezwungen, in wendigen Manövern die Tiere zu umfahren, was uns manchmal zum Aufstöhnen bringt.

Kurze Zeit später hielten wir erneut an. Diesmal war auf der anderen Straßenseite ein Herde Kamele samt ihren Treibern zu sehen. Die Kameltreiber winkten uns mit den Worten „Come here, here is a baby“ heran.. Tatsächlich, eine Kameldame hat vor zwei Tagen ein wunderschönes Baby entbunden. Wie niedlich! Immer wieder hat sie das Kleine angestupst, um es zum Aufstehen zu bewegen. Schaut in die Fotos, das Kleine ist dunkelbraun, ganz anders als die anderen. Die Kamelherde war in Richtung Bikaner unterwegs (wo wir gerade herkamen), dort findet in der nächsten Woche ein Kamelfestival statt. Kamele laufen übrigens bis zu 100 km pro Tag (wer hätte das gewusst?). Erstaunt waren wir auch darüber, dass nur ein Kamelbulle bei der Herde ist...

Kaum saßen wir wieder im Auto, wurden wir von Rewat gefragt, ob wir Interesse an einer Ayurveda-Massage hätten. Wo sonst, wenn nicht direkt in Indien! Klar wollten wir. Unser Manager hat gleich telefonisch alles für uns klargemacht, und so sind wir kurz nach dem Einschecken in unser wieder wundervolles Hotel (Madir Palace in Jaisalmer) wieder unterwegs gewesen und wurden von ihm zu einem Massagestudio gefahren, wo wir auch schon erwartet wurden. Nach einen Chai (lecker, wir haben uns schon daran gewöhnt und verzichten dafür gerne auf Kaffee) ging es dann in den Keller. Dort standen zwei Liegen, wir wurden nebeneinander eine Stunde lang von zwei kundigen Inderinnen verwöhnt. Nachdem wir sozusagen in eine Ganzkörperstarre verfallen waren, wurde uns zu guter Letzt warmes Öl über den Kopf und die Haare gegossen, sodann folgte noch eine Kopfmassage. Dann würden wir freundlich verabschiedet. Die Fotos sind kurz darauf im Auto entstanden... Uns gefällt Indien super!

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Kommentare: 3
  • #1

    Sarah (Samstag, 07 Januar 2017 22:57)

    Toller Tag! Euer Fahrer scheint sehr erfahren zu sein. Gute Nacht

  • #2

    Jens (Montag, 09 Januar 2017 14:34)

    Ich kenne nur die indischen Taxifahrer aus Wien, und da ist eins sicher, die glauben defintiv ALLE an Wiedergeburt den eine eine rationale Erklärung für deren Fahreweise gibt es nicht!

  • #3

    Olaf (Dienstag, 10 Januar 2017 17:34)

    Sorry, dass ich so spät antworte - die Tage sind ganz schön voll.
    @ Sarah: Jep! Ein toller Tag! Rewat versucht uns sein Rahjasthan nahe zu bringen. Den Job als Fahrer macht er nun schon seit 1999 - mehr oder weniger 18 Jahre! Er kennt fast jedes Schlagloch mit Vornamen... Und alle Highlights an der Strecke. Wir sind gespannt!

    @ Jens: Stünde in Wien auf einmal ein Pferd im Weg, würde ein indischer Taxifahrer noch nicht einmal mit der Wimper zucken, sondern ungerührt die Faust auf die Hupe hauen, damit rechnen, dass der Gaul in irgendeine Richtung abhaut, oder panisch stehenbleibt. Sprich: Er rechnet mit allem, hat in seiner indischen Heimat gelernt, mit solchen unwesentlichen Kleinigkeiten spielerisch umzugehen und wird seinen Fahrgast sicher ans Ziel bringen. Wir schlafen bisweilen, wenn Rewat uns ans Ziel kachelt.