Der Klang einer Trommel leitete uns direkt zum Ort des Geschehens. Angekommen, fanden wir eine ganze Reihe von Marionetten in Maharadscha-, Prinzen, Kamel- und Schlangenform vor der eigentlichen
Bühne aufgebaut vor. Der Trommler erzählte eine für uns natürlich unverständliche Szene, der Puppenspieler hatte während er spielte ein Instrument im Mund mit dem er für unsere Ohren unschöne
Geräusche von sich gab. Je nach Intensität der Handlung ging es schon mal in eine Art Gekreische über. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass, anders als wir es kannten, die Puppen nur an den
Fäden, nicht aber mittels eines Führungsgestänges gespielt wurden.
Wunderbar ruhig war unsere Nacht hier im Hotel, fern ab von aller Huperei oder Geschäftigkeit. Eine Korrektur zu meiner gestrigen Beschreibung des Hotels möchte ich nicht versäumen: So schrieb
ich von „Lehmputz“. Falsch. Tatsächlich ist es der Dung der Kühe, gemischt mit dem unglaublich feinen Sand der Region, aufgetragen mit der Hand auf die Ziegel-Mauern. Innen wie außen ergibt dies
eine gleichmäßig braune Schicht aus nichtriechendem, atmungsaktiven und glättendem Material. Wir sind positiv beeindruckt, ein „Igitt“ ist hier ganz sicher nicht angebracht.
Auch in einer zweiten Situation hat uns die naturnahe, religiös geprägte Denk- und Handlungsweise staunen lassen. Als wir einen Künstler besuchten, der sich nun in sechster Generation mit der
Malerei von traditionellen und religiösen Bildern beschäftigt, interessierte ich mich auch für den uns gezeigten Pinsel. Wir erfuhren, dass die Haare des Pinsels von den hier lebenden
Eichhörnchen stammen. Natürlich werden diese Tiere nicht für die Gewinnung von Eichhörnchenhaar getötet, nein man schneide die Haare vorsichtig ab und danke der Gott für diese Gabe. Hindus achten
das Leben eines jeden Geschöpfes.
Havelis haben wir uns bei unserem Rundgang durch Mandawa natürlich auch angesehen. Diese von Kaufleuten genutzten Häuser sind mit vielen sehr kunstvoll gestalteten Malereien ausgestattet, innen
wie außen. Religiöse Motive überwiegen, es sind aber auch europäische Einflüsse wie Eisenbahnen oder Grammophon zu sehen, auch gibt es die eine oder andere erotische Malerei. Als Grund für die
Bemalung gab uns unser Guide an, dass es darum gegangen sei, den eigenen Stand in der Gesellschaft besser darzustellen. Haste mehr, biste mehr also auch hier. Ein wenig musste ich da an die
Hamburger Elbchaussee oder an San Gimignanos Türme denken. Hätten die jeweiligen Auftraggeber jedoch keine Künstler ihr Heim verschönern lassen, so würden wir heute nicht so wunderbare
Architektur, so wertvolles Kulturgut, so beeindruckende Handwerkskunst bewundern dürfen.
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Jens (Montag, 09 Januar 2017 13:04)
Die Sache mit den Eichhörnchen lässt mir keine Ruhe, also jeder weis das sich die Kollegen nicht freiwillig ergeben -> ergo wird das eher selten der Fall sein das die Herren da eins fangen-> führt man jetzt die Tatsache das Indien aufgrund der Anzahl der Menschen auch mehr Künsler haben muss , mit der Aussage des Künstlers zusammen das nur die Haare abgeschnitten werden die benötigt werden gibt es in Indien nur nackte Eichhörnchen! ;-) Bitte ein Foto, und im Rahmen des Tierschutzes hoffe ich das jemand die Kollegen eincremt bis das Fell nachgewachsen ist sonst gibt es nen mörder Sonnenbrad!
Olaf (Dienstag, 10 Januar 2017 18:57)
@Jens: Über Deinen Kommentar habe ich gelacht, bis mir die Tränen kamen. DANKE! Und natürlich, Du kennst mich ja, habe ich die von Dir angestellten Überlegungen in Fragen überführt: Der im letzten Hotel mit einem Shop vorgefundene Miniaturenmaler hatte einige Fragen zu beantworten....
F: Benutzen Sie Eichhörnchenhaar für Ihre Malerei?
A: Ja natürlich. Und die Tiere werden nicht dafür getötet!
F: Dann fangen Sie die Tiere?
A: Nein, ich nicht, das machen die Hersteller der Pinsel.
F: Wie viele Pinsel kann man denn aus dem Fell eines Eichhörnchens machen?
....Der Mann wurde sichtlich nervös.....
A: Man benutzt nur die Haare vom Schwanz. So genau weiß ich das auch nicht.
F: Dann haben die Eichhörnchen ja einen nackten Schwanz! Sind denn die Tiere dann im Freien? In der Sonne?
Eine Antort habe ich auf diese letzte Frage leider nicht bekommen, der Mann täuschte einen wichtigen Anruf vor und ließ sich auch durch stets gesuchten Augenkontakt nicht mehr von dieser Rückzugsmöglichkeit abbringen. Nach zehn Minuten, die er ohne Unterlass in sein Telefon gesprochen hat, habe ich die Geduld mit ihm verloren.
Fazit: Leider kann ich Dir die Marke der Sonnecreme nicht verraten - ich weiß ja wie sehr Du darauf angewiesen bist!